Tag 9 bis 13 – Warner Springs bis Idyllwild

Ich habe gestern noch in Warner Springs wegen neuen Schuhen geschaut. Meine Füsse sind dermassen in die Breite gegangen, dass die aktuellen einfach zu eng sind. Andere hiker empfahlen mir auf die Loane Peak umzusteigen, aber auch diese waren vorne zu schmal für meine Füsse. Dabei erfuhr ich aber, dass es meinen jetztigen Schuh auch in der Ausführung Wide gibt. Also nix wie los ins Internet und Express ein paar neue Schuhe bestellt. Ich hoffe es klappt und ich kann in ca. 2-3 Tagen im Paradise Valley Cafe meine neue Schuhe in Empfang nehmen.


Der heutige Vormittag ist extrem feucht. Erst geht es Meilen weit durch nasses Gras und dann führt der Trail mehrmals durch den Bach. Von den Füssen bis fast zu den Knien bin ich komplett Nass. Erst am Nachmittag, und als ich wieder höher bin, verschwindet der Nebel langsam und die Sonne scheint wieder. Neben den nassen Füssen blagt mich nun auch noch ein Muskel oder eine Sehne unterhalb der linken Wade. Ich hinke nun mehr, als dass ich normal gehen kann. Also nehme ich halt noch einmal zwei Ibu’s. Ich muss noch ein paar Stunden und Meilen durchalten bis ich mein Zelt aufstellen kann. 


Mein nächstes Ziel: „Mike’s Place“ bei mi 127.3. Dort angekommen fülle ich als erstes meinen Wasservorrat und erfahre von einem anderen hiker, dass es weiterunten zu „Mike’s Place“ geht. Bei Mike’s werde ich wieder freundlich empfangen und gleich gefragt ob ich hungrig und durstig bin. Natürlich, auf dem PCT eingentlich fast immer. Mit einem Hot Dog und einem kühlen Bier mach ich es mir dann kurz gemütlich. Ich gönn mir noch ein zweites Bier und mach mich wieder auf den Weg. Es ist schon etwas später und ich hab noch ca. 2 Meilen bis zu einem Tentsite.

Diese zwei Meilen waren, gefühlt, wieder die härtesten an diesem Tag. Es ist mir nicht mehr ganz klar wo nun genau die Schmerzen herkommen. Sind es nun die Zehen, die Blasen am Fuss oder der Muskel/die Sehne. Ich lauf einfach nur noch den Berg hoch und hoffe, dass das Tentsite noch nicht belegt ist. 

Kurz bevor die Sonne untergeht habe ich es dann geschafft. Mein Zelt ist aufgestellt und ich geniesse zusammen mit einem warmen Chilli den herrlichen Sonnenuntergang.

Am nächsten Morgen sehe ich, dass meine Schuhe sich bereits auf dem Weg befinden. Das Paket und ich haben somit das gleiche Ziel heute. Das Paradise Valley Cafe in 22.6 Meilen. Ich mach mir kurz vor Sonnenaufgang ebenfalls auf den Weg. 


Während dem laufen mach ich mir immer wieder Gedanken, dass meine Expressbestellung auch wirklich bis zu meinem Eintreffen ankommt. Ich brauch dringend neue Schuhe und eine Erholungszeit für meine Füsse. Im Moment ist laufen nur noch mit Schmerzmittel, einigermassen, möglich. Aber egal mit wem ich mich unterhalte, ein kleiner Trost, den meisten geht es genau gleich wie mir. Fabian zum Beispiel lies sich bereits in Warner Springs nach Idyllwild fahren weil er nicht mehr laufen konnte und Riccarda sitzt mit ihrem schmerzenden Fersen in Warner Springs fest.  


Auch wenn ich ab und zu mal den Gedanke habe, mich am liebsten einfach hinzusetzen und abzuwarten oder mir wünsche, dass die nächsten Meilen einfach so vorübergehen. Motiviert mich das was ich hier laufend Erlebe auf die Zähne zu beissen und einfach weiterzulaufen. Die Aussicht, die Vegetation, die Geschmäcker, die Menschen wie auch all die Tiere welche ich antreffe sind jeden einzelnen Schmerzen wert. Es ist einfach der Hammer.



Kurz nach 17 Uhr habe ich es dann, endlich, bis zum Highway 74 geschafft. Nun noch eine Meile bis zum Paradise Valley Cafe und ich habe mir ein paar Tage Zero verdient. Ich habe beschlossen den Fire Closure von knapp 12 Meilen für einen „Joker“ zu nutzen. Sprich ich umgehe die Umleitung und lass mich nach Idyllwild hitchhiken. Und werde da bis Sonntag morgen bleiben. Beim Paradise Valley Cafe angekommen werde ich gleich von den anderen hiker willkommen geheissen. Ich bestelle einen Iced Tea und einen Jose Burger mit Jalapenos und frage gespannt ob sie für mich ein Paket erhalten haben. Und ja, meine neue Schuhe sind eingetroffen. Was für eine Erleichterung.  

Zusammen mit den anderen hiker versuche ich am Highway eine Mitfahrgelegenheit nach Idyllwild zu kriegen. Nach nur ein paar Minuten hält bereits ein Fahrzeug. Ein normaler Personenwagen, etwas zu klein für 5 hiker mit Rucksack. Aber kurz darauf hält auch schon der nächste und wir fahren mit einem Firefighter, auf seinem Heimweg, nach Idyllwild in den Mt. San Jacinto Park, ein Campground mitten in Idyllwild. 

Nach einer warmen Dusche geniesse ich bei einem kleinen Lagerfeuer, mit den anderen hiker, ein paar IPA Biere und leg mich dann erleichtert in mein Zelt zum schlafen.

Am nächsten Morgen steht als erstes ein ausgewogenes Frühstück bei Red Kettle auf dem Plan. Und wieder müssen viel Früchte her. Etwas was auf dem Trail einfach zu kurz kommt. Ich habe mich für ein Omelet mit Advocado und Mushrooms entschieden. Dazu Toast und ein bisschen Hot Sauce. Ein super Start in den Tag.

 

Dann geht es ab in den Laundromat die Wäsche waschen, die Lebensmittel einkaufen und dem Körper einfach zwei Tage Erholung zu gönnen. Ein richtig schönes Dorf hier.. Gefällt mir sehr gut.


Mein Essensvorrat für die nächsten 4 Tage (inkl. einwenig Reserve) nach Big Bear. Ich geniesse hier noch einen weiteren Tag und mach mich dann auf in Richtung Big Bear Lake.

2 Gedanken zu “Tag 9 bis 13 – Warner Springs bis Idyllwild

  1. Lieber michi wir freuen uns mit dir auf der wanderung zu sein Wir wünschen dir gute zeit und heb sorg zu dir, liebi grüss helmut und rosmarie

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