Tag 20 bis 25 – Big Bear Lake bis Wrightwood

Es ist Samstag und ich geniesse noch meinen letzten zero day in Big Bear Lake. Gestern Abend ging ich Indisch essen. Ein anderer hiker hat mir ein Restaurant empfohlen und da ich die Indische Küche, so wie so, ganz gerne mag ging ich natürlich vorbei. Ich bestellte mir ein paar Samosas zur Vorspeise, den Hausgemachten Iced Tea und das Lamm Curry. Ich mag ja ganz gerne scharfes Essen und fragte daher auch gleich ob sie es mir scharf zubereiten können. Sicher, war die Antwort. Wie scharf ich es denn gern hätte? Zur Auswahl hatte ich drei Stufen. Entschieden habe ich mich dann natürlich für die schärfste Stufe, was ich dann auch bekam. Es war einfach nur super lecker. Ganz nach meinem Geschmack.

Am Sonntagmorgen, kurz nach sieben Uhr verlasse ich dann die Lodge und mach mich auf den Weg zurück zum Trail. Ich versuche es bei einer nahegelegenen Bushaltestelle mit hitchhiken. Im Moment hat es nicht gerade viele Fahrzeuge die Stadt auswärts fahren, also versuche ich im Internet mal herauszufinden wann und wohin hier der nächste Bus fährt. Ich weiss zwar nicht einmal wie die Haltestelle hier heisst, aber vielleicht finde ich ja eine Karte. Und da kommt er auch schon, der Bus. Nach wie vor Ahnungslos wohin er fährt steig ich ein. Der Bus bringt mich zwar nicht direkt auf den Trail, aber erspart mir immerhin einige Meilen zu Fuss. Die Fahrt dauert rund eine halbe Stunde und kostet 1.50 $. Der Bus ist fast leer. Wir sitzen zu viert darin. Auf der ganzen Fahrt stieg lediglich eine Person hinzu. Mit dem Bus zu fahren scheind nicht sehr populär zu sein. Beim Paradise Way angekommen geh ich die letzten 4 Meilen zu Fuss dem Highway entlang. Es ist ziemlich warm und ich scheine wieder mal viel zu viel eingekauft zu haben. Der Rucksack fühlt sich extrem schwer an. Nach knapp der Hälfte hält auf einmal ein Auto, eine Frau ruft mich zu sich rüber. Es ist ein Trail Angel mit zwei weiteren Hikern. Ich war ganz schön überrascht aber irgendwie auch erleichtert als sie mich dann, die letzten zwei Meilen, noch mitnahmen. Denn laufen am Highway ist nicht gerade ungefährlich, häufig ist neben der Strasse nicht viel Platz und die Kurven sind total unübersichtlich. Zurück beim Trail werden wir dann auch gleich von einem weiteren Trail Angel begrüsst. Er hat Soda’s und frische Früchte dabei. Erdbeeren, aah was für ein Start. Nach ein paar Minuten laufe ich dann mit den anderen zwei hikern los.  

Tasty ist heute alleine unterwegs. Ihrer Kollegin geht es nicht so gut. Sie hat wohl etwas gegessen was sie nicht vertrug und musste daher weiter in Big Bear Lake bleiben. Riccarda und Patricia sitzen auch immer noch in Idyllwild fest. Der Fersen von Riccarda ist immer noch nicht besser und der Arzt machte ihr auch nicht gerade Hoffnung, dass sie zurück auf den Trail kann. Ich hoffe fest, für Riccarda, dass sich der Arzt irrt und ich die zwei bald wieder auf dem Trail antreffen werde.

Nach ein paar Meilen mach ich einen kurzen Rast. Da höre ich auf einmal jemand rufen: „Hiker, hiker on the trail…“. Und dann folgen auch schon aufeinmal rund 20 Pferde und ihre Reiter. Ich war im Moment gerade einwenig irritiert. Mit so vielen Reitern habe ich nun definitiv nicht gerechnet. Schnell habe ich dann meine paar Sachen geschnappt und ihnen ein bisschen mehr Platz verschafft.

Die Nacht habe ich dann auf einem kleinem Campsite verbracht. In der Nähe hatte es eine kleinere Wassquelle (ein fast austgetrockneter Creek) und ein Plumbsklo. Das spezielle an der Toilette war, dass dabei eine Solaranlage stand. Nur hatte es weder Licht noch fliessendes Wasser. Was also auch immer die Solaranlage für einen Zweck erfüllen soll bleibt mir ein Rätsel. Nach dem Abendessen geht es dann auch schon wieder ziemlich früh zu Bett.


Der nächste Morgen beginnt wieder wie gewohnt früh. Das heutige Ziel sind die Hot Springs am Deep Creek in gut 22 Meilen. Ich bin schon richtig gespannt auf die Hot Springs, oder anders gesagt ich freu mich riesig darauf darin zu baden. Der Weg dahin führt mehrheitlich bergabwärts, dass macht die Hitze einwenig erträglicher. 

Auf dem Weg dahin steht kurz von einer Brücke auf einmal eine Kühlbox am Wegrand. Darauf stand „Refresh yourself“ und daneben, übersetzt, noch „Hiker, sichere dir jetzt ein Bier für die Hot Springs“. Darin lagen, nebem einigen Büchsen Bier, auch diverse Gatorade Fruit Punch. Ich habe mir kurz überlegt ob ich mich für eins von beiden entscheiden soll oder das Gaterode sofort drinke und das Bier zu den Hot Springs mitnehmen soll. Naja so durstig wie ich gerade war, war das Gaterode innert Sekunden leer und das Bier eingepackt. Schliesslich muss das erste mal in einem Hot Spring auch entsprechend gefeiert werden.

Kurz nach vier bin ich dann bei den Hot Springs angekommen. Der Platz war recht gut besucht. Neben einigen Hikern waren auch einige locals dort. Und drei junge Frauen die den PCT letztes Jahr gingen. Sie hatten neben Bier und Soda, Sandwiches und Chips dabei. Ein super Trail Magic mit einem sehr angenehemen Bad. Obschon der Hot Spring schon fast zu warm war. Gut war da noch der abkühlende Deep Creek.
Am liebsten wäre ich noch einwenig länger geblieben, es war so richtig entspannend. Ich wusste aber, dass ich noch 1 – 2 Meilen den Berg aufwärts laufen muss um das nächste Tentsite zu erreichen. Und die paar Bier, welche ich getrunken habe, werden das gehen wohl kaum erleichtern. Also ging ich kurz nach sechs weiter. Und ja, es war noch anstrengender als sonst. Doch kurz vor Sonnenuntergang habe ich es dann geschafft und mein Zelt aufgestellt.


Es ist nun Dienstag der 23. Mai. Ich habe heute mal angefangen einige Blumen zu fotografieren. Hier blüht alles so wunderschön und es riecht überall so toll. Einfach herrlich.


Ein grosser Teil des Trails ist heute vormittag schön im Schatten. Die Temperaturen sind sehr angenehm.

Der Weg führt mich am Mojave River Forks Dam vorbei. Ein riesiger Dam aber weit und breit kein Wasser. Aber so wie ich das verstanden habe kann sich das im Winter, bei einem Sturm, schlagartig ändern und der Dam regelt dann den durchfluss. Beeindruckend.

Ich laufe noch einwenig weiter bis zum Deep Creek, esse etwas zum Frühstück und fülle meinen Wasservorrat auf. Während einer Meile führt der Trail am Creek entlang. Als es dann wieder aufwärts gehe und mich der Strasse nähere liegt am Wegrand eine Art Teller mit der Aufschrift „Coppertone is here“. Wer oder was ist Coppertone? Kurz darauf sehe ich einen Camper und ein paar Stühle im Schatten. Und schon kommt auch schon jemand aus dem Camper. Es ist Coppertone ein Trail Angel. Er ist den PCT selbst vor einigen Jahren gelaufen und haltet seitdem Jahr für Jahr an verschiedenen Orten auf dem Trail mit seinem Camper. Anscheinden habe ich ihn bereits einmal verpasst. Er hat diverse frische Früchte und Donuts mitdabei. Ich entscheide mich für eine Banane. Da treffen auch schon weitere hiker ein. Er bietet uns ice cream float an. Fragt mich ob ich es mit root beer oder mit soda cream möchte. Und ich denke was ist ein ice cream float und was ist root beer. Na gut, ich probiere ja gerne neue Sachen aus. Also entschied ich mich für das root beer. Und wieder einmal mehr hat sich meine Neugier ausbezahlt. Es war so lecker, dass ich am liebsten noch einen genommen hätte. Aber wenn es zu lange zu gemütlich wird fällt auch das aufstehen und weitegehen wieder schwerer. Also bedankte ich mich bei ihm und machte mich wieder auf den Weg.


Es geht nun in Richtung Silverwood Lake. Erst ist alles eher wieder Wüstenhaft und dann kommen immer mehr Bäume und es wird wieder um einiges Grüner. Die Aussicht auf den See ist der Hammer. Ich überlege mir noch kurz ob ich einen Rast am See einlegen soll um eventuell noch einwenig baden zu gehen. Aber es ist doch schon wieder kurz vor drei und ich habe noch ein paar Meilen vor mir. Es gibt einige hiker die teils bis nach Sonnenuntergang laufen und dann im dunkeln ihr Zelt aufstellen. Ich mag es lieber kurz nach Sonnenuntergang schlafen zu gehen um dann am morgen wieder früh aufzustehen. Also belass ich es bei der Aussicht.


Und vier Meilen später bin ich dann auch schon wieder ziemlich müde. Eigentlich müsste ich nun noch einmal vier Meilen bergaufwärts gehen um das nächste Tentsite zu erreichen. Ich fühle mich aber so schlapp, dass ich mir in der Nähe des Highway 138 einen Platz zum übernachten suche. Kurz vor sechs liege ich dann auch schon im Zelt und schlaf kurz darauf ein. Die 22 Meilen waren wieder genug für heute. Aber ich habe mein Ziel für heute erreicht. Morgen sind es nur noch 13 Meilen bis zum McDonald’s an der Interstate 15, Cajon Pass. Der wohl gekannteste McDonald’s bei den PCTlern überhaupt. Es ist der einzige unmittelbar beim Trail und alle kennen ihn schon bevor sie in Campo angefangen haben. Ein absoluter hiker Magnet.

Seit längerem meide ich zu hause den McDonald’s. Ich konnte mit dem „Mac Frass“ einfach nichts mehr anfangen. Aber hier auf dem Trail überkommen mich immer häufiger Gelüste, die ich schon lange nicht mehr hatte. Immer wieder höre ich hier von einer 20 Bucks Challenge. Dabei sind 20 Cheeseburger a einem Dollar gemeint. Es gibt aber auch noch weitere Challenges bei denen Beispielsweise während mehreren Tagen/Meilen nur Cheeseburger gegessen werden. Warum dies so ist, ist einfach zu erklären. Unser Kalorienhaushalt ist auf dem Trail stets unterversorgt. Mit Snickers, Power Bars und sonstigem Süsskram versuchen wir es einwenig auszugleichen, aber trotzdem reicht es nicht aus. Natürlich könnten wir einfach noch mehr Essen, nur müssten wir dann aber auch die zusätzlichen Kilos tragen. Dazu kommt noch, dass die Lebensmittel hier nicht immer ganz günstig sind. Viele von uns schauen auf den Preis und eben auch auf ihr Packgewicht. Und darum gibt es wohl diese Challenges. Ein Cheeseburger hat für einen Dollar mehr als 300 Kalorien und hat somit ein ausgezeichnetes Preis/Energie Verhältnis. Wir sind halt einwenig crazy. 🙂


Ich habe mich dann aber „lediglich“ für drei Big Mac und ein Vanilla Shake entschieden. Und für einige Cola’s. Wenn ich schon nur einen Dollar für einen Becher bezahle und diesen immer wieder auffüllen kann, musste ich dies ausnützen. Wir durften dann auch kostenlos unser Wasservorrat mit Trinkwasser auffüllen.

Nach enigen Stunden habe ich mich dann wieder auf den Weg gemacht. Bereits vom McDonald’s aus haben mich die Güterzüge fasziniert. Der Trail führt bei einem Wartegleis vorbei. Es ist beeindruckend wie viele Wagen und Lokomotiven hier eingesetzt werden. Ich habe sie mal versucht zu zählen. Bei den Loks bin ich auf 4 gekommen und bei den Wagen habe ich ab 30 den Faden verloren. Unsere Eisenbahn ist im Vergleich zu den Zügen hier eine reine Modelleisenbahn.

Es geht nun noch knapp 5 Meilen aufwärts bis zum Swarthout Canyon. Der Magen ist zwar ordentlich gefüllt, aber der Aufstieg geht erstaunlicherweise sehr zügig. Der Wind geht teilweise recht stark aber nicht so schlimm wie in Cabazon. Nach knapp 2 Stunden erreiche ich dann die Tentsites. Ein grosser Holzkasten steht dort mit über 50 Gallonen Wasser. Dazu hängt ein Zettel mit einer Telefonnummer wo man sich melden kann wenn die Hälfte aufgebraucht wurde damit die Trail Angels es wieder auffüllen. Unglaublich.

Ich treffe dabei auf zwei weitere Schweizerinnen aus der Ostschweiz. Wir trinken zusammen ein Bier, essen ein paar Chips und gehen dann schon bald schlafen. Es ist schon immer wieder erstaunlich wie viele Schweizer ich hier, auf dem Trail, antreffe. Ich zähle aktuell mehr Schweizer als Deutsche.


Heute, dem 25. Mai wartet wieder ein grösserer Aufstieg auf mich. Während den nächsten 17 Meilen geht es über 6200 ft. aufwärts. Gut ist der Anstieg wieder am morgen Früh. Dazu kommt noch, dass es heute starken Nebel hat. Dabei ist die Temparatur wieder sehr angenehm. Jede Meile die noch vor Sonnenaufgang gegangen wird geht um einiges ringer als nachher. Mein heutiges Ziel ist daher auch das Guffy Campground nach 17 Meilen. Dort sollte es eine verlässliche Wasserquelle geben. Als ich dann weiteroben bin habe ich eine super Sicht über der Nebeldecke. Einfach nur cool.


Ich suche mir ein sonniges Plätzchen und esse mein Frühstück.

Kurz nachdem Mittag ist der Nebel dann auch schon wieder verschwunden und die Aussicht wird noch besser.


Heute gelingt mir sogar ein absoluter Schnappschuss. Ein squirrel (Eichhörnchen) springt vor mir über den Weg und ab auf den Baum. Die sind immer so schnell und lassen sich überhaupt nicht gerne fotografieren. Aber dieses hat sich wohl sehr sicher gefühlt auf ihrem Baum. Gut für mich.


Beim Guffy Campeground angekommen lege ich mich erst mal auf eine Parkbank und versuche einwenig zu dösen. Der Wind blässt hier oben auf 8221 ft. wieder ordentlich. Ohne Jacke empfinde ich es als ziemlich kalt. Ich gehe daher mal beim Guffy Spring mein Wasser auffüllen und koche mir dann etwas warmes zu essen. Ich bin immer noch, oder wieder, recht müde und geh daher wieder früh schlafen. 

In der Nacht hat der Wind dann einwenig abgeflacht und ich konnte gut schlafen. Kurz vor sieben Uhr mach ich mich auf den Weg in Richtung Highway 2. Ich möchte ihn nicht allzu früh erreichen, da Erfahrungsgemäss hitchhiken vor acht Uhr keinen Sinn macht. Es sind gute 5 Meilen bis dahin. 

Der Trail führt mich an einem Skigebiet vorbei. Ich treffe auf mehrere Sessellift Anlagen. Ich kann mir das irgendwie gar nicht so recht vorstellen, dass hier jeweils ein haufen Schnee liegen soll.


Um halb zehn erreiche ich dann den Parkplatz am Highway 2. Eine andere hikerin sitzt bereits am Picknick Tisch und isst ihr Frühstück. Wir unterhalten uns einwenig. Sie verzichnet auf einen hitchhike nach Wrightwood und geht nach ihrem Frühstück weiter. In den gut 45 Minuten wo wir uns unterhielten fuhren lediglich etwa 3 Fahrzeuge an uns vorbei. Nicht gerade viel. Ich versuche es trotzdem und stell mich an die Strasse. Ein weiterer hiker (Road Runner) stosst zu mir. Wir warteten noch ca. eine halbe Stunde bis uns dann jemand in seinem Pick Up mitgenommen hat. 


In Wrightwood angekommen informiere ich mich beim Outfitter Mountain Hardware über die Übernachtungsmöglichkeiten. Ein Campingplatz ist hier leider nicht vorhanden. Ich entscheide mich daher für das Pines Motel. Ein normales Bett und eine warme Dusche sowie die Wäsche zu waschen ist ein super Deal. Ok, bis auf die Wäsche, für dies waren dann noch einmal 10 Dollar fällig. Um einiges teurer als in einem Waschsalon, aber den gibt es hier leider nicht.

Dafür wurden wir hiker mit einer Blache begrüsst.


Ich bleibe hier den rest des Tages (Nero) und geh dann morgen weiter. Zu Mittag esse ich in der Bäckerrei. Die haben super Sandwiches und dazu gibt es noch einen Salat. Meine Wäsche kann ich erst um halb fünf zum waschen geben. Also geh ich noch einwenig einkaufen und verbringe die Zeit mit dem nichtstun. Dabei habe ich fast das Abendessen verpasst. Die meisten Restaurants machen hier bereit um neun Uhr zu. Gut gibts da noch der Mexikaner welcher bis zehn geöffnet hat. So kam ich dann doch noch zu einem feinem „Camarones a la diabla“.

Ein Gedanke zu “Tag 20 bis 25 – Big Bear Lake bis Wrightwood

  1. Hey Michi
    Über Facebook gelang ich auf deine Seiten, bezüglich auf den Hinweis, deines Abenteuers ! Respect!! Ich habe nun deine Berichte gelesen und es ist einfach nur spannend, was du erlebst! Grandios! Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Spass, gute Beine und bleib gesund! Herzliche Grüsse aus dem Thurgau!

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